Der lange Marsch der Gänsefüßchen..

 

Wo geht ihr hin, ihr armen Gänsefüßchen? Was wollt ihr uns zeigen? Was wollt ihr verschleiern?

In einigen philosophischen Texten kommen Gänsefüßchen in so großer Zahl vor, dass es kaum mehr gelingt, sich auf die Wörter zu konzentrieren. Man sieht allein die Gänsefüßchen. Der Text verschwimmt zu einer Fläche, die nur noch dazu dient, Tummelplatz für eine Unzahl dieser lustigen, kleinen Biester zu sein. Wie soll man die Wörter deuten, die von den Gänsefüßchen durch den Text getragen werden? Vermutlich sollen die Wörter nicht im üblichen Sinne verstanden werden. Doch weil es einfach kein geeignetes Wort gibt, um auszudrücken was man ausdrücken möchte, umklammert man das Wort mit Gänsefüßchen. Ist das tatsächlich so? Oder ist sich der Verfasser des Textes seiner Sache einfach nicht sicher und verwendet deshalb so viele dieser kleinen Schnabeltierextremitäten? Das würde bedeuten, der Verfasser des Textes ist eigentlich noch in einer Art Findungsphase. Er schlägt sich mit einem Problem herum, auf der Suche nach einer Lösung, doch so richtig funktioniert es nicht. Er hat sich eine diffuse Vorstellung einer möglichen Lösung seines Problems zurechtgebastelt und versucht nun, dieses nebulöse Gebilde in Worte zu fassen. Nur mit der Klarheit der Formulierung gibt es noch ein paar Schwierigkeiten. Kämpf weiter! Gib nicht auf! Lass dich nicht unterkriegen! Oder vergiss es einfach. Dieser inflationäre Gebrauch von Gänsefüßchen zeigt doch nur, dass du auf der falschen Fährte bist. Und versuch bitte nicht auch noch, andere Menschen davon zu überzeugen, dass deine Hirngespinste irgendwie sinnvoll seien. Du machst dich nur lächerlich. Denk nochmal drüber nach. Beende doch einfach diesen erbärmlichen Tanz der Gänsefüßchen und fang noch mal ganz von vorn an. Sieh es als einen Weg, den du gegangen bist und der sich als Sackgasse erwiesen hat. Schlag einen neuen Weg ein. Einen Weg, den du nicht in Begleitung unzähliger Gänsefüßchen gehst, auch wenn du dich an deine treuen Begleiter schon zu sehr gewöhnt hast. Hab kein Mitleid mit deinen kleinen Freunden. Die finden ganz schnell ein neues Opfer, dem sie ihre uneigennützigen Dienste anbieten können.