Dunkle Symmetrie

 

Neulich im Strandkorb, vorbeiziehende Kaffaristen. Blickte nach oben. Nichts. Schaute nach links. Die übliche Ansammlung von Nagetierresten. Kein Grund aufzustehen. Waren immer noch weit genug weg. Avanti Kaffaristi! Kratzte mir den Bauch. Müsste gleich Mitternacht sein. Fernes Donnergrollen. Aufstehen oder nicht aufstehen? Schwierige Entscheidung. Könnte einiges davon abhängen. Abhängen! Ob die anderen noch bleiben? Mmh... Nochmal den Bauch kratzen. Oh Kraft, die du so schwer auf mir lastest! Hab noch gar nicht nach rechts geschaut. Wie konnte ich das vergessen? Ich vergesse doch nie etwas. Soll ich wirklich? Immer diese Entscheidungen. Vielleicht bewege ich nur ein bisschen die Augen. Den ganzen Kopf nach rechts zu drehen, scheint mir bei Nacht doch recht übertrieben. Oder eine Kombination aus Augen und Kopf? Wäre ein Kompromiss. Ich hasse Kompromisse. Warum überhaupt nach rechts schauen? Nur weil ich nach links geschaut habe? Dieses Bedürfnis nach Symmetrie. Das ganze blöde Universum mit seiner Symmetrie. Vermutlich muss jemand anders seinen Kopf nach rechts drehen, wenn ich es nicht tue. Oder hat es schon jemand getan? Wenn ich nun den Kopf nach rechts drehen würde, im Glauben, dass ich so die Symmetrie des Universums wiederherstellen müsste, es aber schon jemand getan hat, was dann? Wer versteht schon das Universum. Verdammte Kaffaristen! Könnten sich ruhig ein wenig beeilen. Nehmen mir die ganze Sicht. Zum Glück ist es dunkel, und es gibt eh nichts zu sehen. Mal schauen, was als nächstes passiert...

 

(Aus: P.H.‘s „Neussy Rock“, Klangwelt Magazin, 1983)