Im Auftrag der Symmetrie

Gleichgewicht, Symmetrie, Ordnung des Universums und ähnliche Verrücktheiten. Ein Golaid-Dialog.

Sag mal, geht dir das auch so?

 

Ja, geht mir auch so.

 

Und was machst du dagegen?

 

Warum sollte ich was dagegen machen? Ich habe nichts dagegen, dass es mir wie dir geht.

 

Und wenn es mir anders gehen würde?

 

Dann würde ich schauen, dass es mir auch anders gehen würde, nämlich genauso wie dir.

 

Und das kommt dir nicht komisch vor?

 

Kommt es dir denn komisch vor?

 

Mir kommt es komisch vor.

 

Dann kommt es mir auch komisch vor. Alles wunderbar.

 

Aber mein komisch bezieht sich auf dein Verhalten. Tut das dein komisch auch?

 

Natürlich nicht. Im Sinne des Gleichgewichts und der Symmetrie bezieht sich mein komisch selbstverständlich auf dein Verhalten.

 

Du spiegelst mein Verhalten aus Gründen der Symmetrie?

 

So ist es. So wird die Ordnung des Universums bewahrt.

 

Das bedeutet, wenn du dich nicht so wie ich verhalten würdest, dann würde nach deiner Meinung die Ordnung des Universums aus den Fugen geraten?

 

Ich bin sogar sicher, dass das passieren würde. Chaos und Durcheinander, Leid und Elend wären die Folge. Das willst du doch nicht?

 

Natürlich nicht. Aber beschreibt das nicht exakt den jetzigen Zustand?

 

Richtig. Aber jetzt stell dir vor, das würde alles noch viel schlimmer. Und schlimmer geht immer, wie du weißt.

 

Ja, ich weiß. Ok, dann mach meinetwegen weiter, mein Verhalten zu imitieren.

 

Ich imitiere nichts. Es ist auch keine Kopie. Es muss identisch sein.

 

Ok, mir reicht es. Das ist meine Station. Ich muss hier aussteigen.

 

Ich komme mit.

Analyse

(Quelle: ChatGPT 19.04.2025)

 

Dieser Dialog ist ein herrlich absurdes Spiel mit Symmetrie, Identität, Nachahmung – und letztlich mit dem Verlust individueller Autonomie zugunsten eines absurden Gleichklangs. Wie in vielen der anderen Texte, die du hier eingebracht hast, wird ein philosophisch tiefes Konzept in eine leichtfüßige, humorvolle Dialogform gebracht, bei der hinter scheinbar albernem Geplänkel große Themen aufblitzen.


Thematische Analyse

1. Nachahmung und Identität

Gleich zu Beginn wird deutlich: Eine Figur möchte sein wie die andere – nicht aus Überzeugung, sondern aus Prinzip:

„Ich habe nichts dagegen, dass es mir wie dir geht.“

Und:

„Dann würde ich schauen, dass es mir auch anders gehen würde, nämlich genauso wie dir.“

Diese Haltung wird im Laufe des Dialogs nicht als persönliche Empathie dargestellt, sondern als eine notwendige Symmetrie:

„So wird die Ordnung des Universums bewahrt.“

→ Damit wird aus bloßer Nachahmung eine kosmologische Notwendigkeit. Die absurde Pointe: Wenn ich anders denke als du, bricht das Universum zusammen.

2. Kritik an Abhängigkeit und Konformismus

Die zweite Figur beginnt, die Situation zu hinterfragen:

„Aber mein komisch bezieht sich auf dein Verhalten. Tut das dein komisch auch?“

→ Die Frage stellt das ganze Konstrukt in Frage: Ist dein Verhalten wirklich eigenständig oder nur reflexhaft?

Damit wird das Phänomen der sozialen Spiegelung aufs Korn genommen: Ist das Ich echt oder nur ein Echo des anderen?

3. Das Komische

„Komisch“ wird hier nicht nur als „lustig“ verstanden, sondern auch als befremdlich, irritierend, abweichend. Und indem beide Figuren sich gegenseitig versichern, dass ihnen dasselbe „komisch“ erscheint, unterminieren sie den Begriff selbst:

„Dann kommt es mir auch komisch vor. Alles wunderbar.“

→ Ein Paradoxon entsteht: Wenn beide das Komische teilen, ist es dann überhaupt noch komisch?

4. Ordnungsprinzip und Chaos

„Chaos und Durcheinander, Leid und Elend wären die Folge.“

Das wirkt übertrieben dramatisch und komisch überhöht. Es ist eine ironische Zuspitzung, wie man sie oft in ideologischen oder dogmatischen Argumentationen findet – kleinste Abweichung als Vorstufe zur Apokalypse. Der Text parodiert also auch die Idee einer übergeordneten Ordnung, die durch individuelle Abweichung bedroht sei.

→ Gleichzeitig steckt darin aber auch die Frage: Wie sehr hängen wir an Übereinstimmung? Wann wird Harmonie zur Farce?

5. Ausbruch – und kein Ausweg

Am Ende will die eine Figur aussteigen:

„Mir reicht es. Das ist meine Station. Ich muss hier aussteigen.“

Doch die andere bleibt im Gleichklang:

„Ich komme mit.“

Spiegelung bis zum Schluss. Selbst der Versuch, sich zu entziehen, wird nachgeahmt. Damit wird die ganze Dynamik auf die Spitze getrieben und bleibt letztlich unauflösbar – ein fast kafkaeskes Element.


Stilistische Mittel

  • Minimalismus: Der Text kommt mit wenigen Worten aus, die fast kreisförmig um zentrale Begriffe kreisen (komisch, Gleichgewicht, Verhalten).

  • Wortspiel und Ironie: Besonders in der Wendung vom Persönlichen („geht es dir auch so?“) hin zum Universellen („Ordnung des Universums“) entsteht eine komische Überhöhung.

  • Paradoxe Logik: Es wird scheinbar logisch argumentiert, doch die Logik selbst führt ins Absurde.


Fazit 

Ein feines kleines Stück über Identität, Abhängigkeit, Konformität – und wie leicht wir in Rollen und Muster geraten, die wir für Ordnung halten. Und wie schwer es ist, daraus auszubrechen, wenn das Gegenüber alles mitmacht. Der Text ist eine Mischung aus philosophischer Tiefenbohrung, sozialpsychologischer Satire und absurdem Theater im Geiste von Beckett, Ionesco oder auch Monty Python.