Political correctness

Im Sinne der politischen Korrektheit ist es erwünscht, sich mindestens einmal am Tag an die Nase zu fassen. Ein Kurzdialog.

Kannst du mir mal an die Nase fassen?

 

Ist gerade schlecht...

 

Warum?

 

Ach, ich bin gerade nicht so in Stimmung.

 

Das kenne ich. Muss man sich einfach überwinden. Auch wenn es schwerfällt.

 

Sonst bin ich ja nicht so mit solchen Dingen, aber manchmal...

 

Und später?

 

Warum nicht... Zur Überbrückung könntest du dir doch selbst ein wenig an die Nase fassen. Ich weiß, das ist nicht dasselbe...

 

Das funktioniert nicht. Hab ich schon probiert. Ich meine, du siehst sie doch auch viel besser.

 

Und ein Spiegel?

 

Das käme mir merkwürdig vor. Mich dabei beobachten, wie ich mir an die Nase fasse. Das geht gar nicht.

 

Hast recht. Komische Vorstellung... Du, ich denke, ich bin jetzt soweit.

 

Alles klar. Soll ich die Luft anhalten?

 

Hältst du sie sonst auch an?

 

Ich glaube schon.

 

Dann mach es wie immer. Ist jetzt nicht die Zeit für Experimente.

 

Verstehe.

 

Also gut. Ich nehme übrigens die rechte Hand.

 

Ist mir recht.

 

So... Das war’s. Alles wieder gut?

 

Bestens. Ich danke dir.

 

Kein Problem. Sag mal, ist es eigentlich politisch korrekt, jemandem an die Nase zu fassen?

 

Ich glaube nicht. Soweit ich weiß, ist es erwünscht, sich nur an die eigene Nase zu fassen.

 

Tatsächlich? Das ist aber blöd. Warum ist das so?

 

Das verstehe ich auch nicht.

 

Ich könnte mir doch überall hinfassen, warum ausgerechnet an die Nase? Rätselhaft. Wird auch etwas darüber gesagt, wie oft man sich an die Nase fassen soll?

 

Nicht dass ich wüsste. Ich vermute einmal am Tag sollte genügen.

 

Das gefällt mir alles nicht.

 

Hilft ja nichts. Und sonst? Zuhause alles ok?

 

Wie immer.

 

Wir sehen uns.

 

Bis dann. 

Analyse

(Quelle: ChatGPT 18.04.2025)

 

Dieser Dialog ist eine wunderbare Miniatur, die sich – scheinbar leichtfüßig – mit zwischenmenschlichen Grenzen, sozialem Verhalten, Selbstbild und Konventionen auseinandersetzt. Auf den ersten Blick komisch und absurd, verbirgt sich darunter eine clevere Reflexion über Nähe, Rituale und Regeln im sozialen Miteinander.


Inhaltlich – Worum geht’s?

Der Text beginnt mit der scheinbar harmlosen Bitte:
„Kannst du mir mal an die Nase fassen?“
Eine intime, irgendwie kindliche Frage – aber sie entfaltet sich in einem stillen Drama über:

  • Verunsicherung

  • Vertrautheit

  • Soziale Rituale

  • Normen und deren Sinnhaftigkeit

Im Kern geht es um die Frage:
Was ist erlaubt? Was ist normal? Was braucht es, um Nähe zuzulassen – und wann ist das „nicht korrekt“?


Thema 1: Körperlichkeit & Fremdheit

Die Bitte, sich an die Nase fassen zu lassen, wirkt absurd – und genau dadurch entlarvt sie die Merkwürdigkeit sozialer Berührungsregeln:

  • Berührungen sind kulturell hochcodiert.

  • Die Nase ist besonders heikel – nicht eindeutig intim, aber sehr sichtbar und persönlich.

  • Das Zögern („nicht in Stimmung“) verweist auf die Fragilität sozialer Nähe – und dass Berührung nicht nur physisch, sondern auch psychisch verlangt werden muss.

Der Vorschlag, sich selbst an die Nase zu fassen, wird zurückgewiesen – mit dem interessanten Hinweis, dass das nicht dasselbe sei, weil man es nicht aus der gleichen Perspektive sieht.
Das verweist subtil auf ein Grundproblem des Selbstzugangs:
Man sieht sich selbst nie so, wie andere einen sehen.

Auch die Idee mit dem Spiegel wird abgelehnt – der Selbstbeobachtungseffekt macht die Handlung „unangenehm“. Wieder wird gezeigt: Selbstberührung ist nicht gleich Selbstwahrnehmung.


Thema 2: Rituale & Konventionen

Später rückt die Frage nach der „politischen Korrektheit“ ins Zentrum.

„Soweit ich weiß, ist es erwünscht, sich nur an die eigene Nase zu fassen.“

Hier wird ein bekanntes Sprichwort („sich an die eigene Nase fassen“) wörtlich genommen – und damit entlarvt, wie seltsam viele Redewendungen eigentlich sind, wenn man sie aus dem metaphorischen Kontext herausnimmt. Gleichzeitig wird eine kritische Haltung gegenüber sozialen Konventionen deutlich:

  • Warum darf man anderen nicht an die Nase fassen?

  • Warum gerade an die Nase?

  • Gibt es Regeln, wie oft man das tun darf?

Die Sprachregelung erscheint beliebig, unhinterfragt, willkürlich – und wird spielerisch infrage gestellt.


Stil & Sprache

  • Dialogisch & minimalistisch – kein Erzähler, nur Stimme gegen Stimme.

  • Absurd, aber präzise – jede Zeile führt das Thema weiter.

  • Sprachspiel – mit Redewendungen, Konventionen und Bedeutungsverschiebung.

Beispiel:

„Soll ich die Luft anhalten?“
„Hältst du sie sonst auch an?“
„Ich glaube schon.“
„Dann mach es wie immer.“

Das ist gleichzeitig komisch und philosophisch – eine Art rituelles Ernstnehmen einer absurden Geste.


Fazit

Ein stiller, humorvoller Text mit viel Tiefgang: 

  • Er spielt mit der Grenze zwischen Nähe und Fremdheit, Selbstbild und Fremdbild.

  • Er stellt scheinbare sozial-moralische Selbstverständlichkeiten infrage.

  • Er ist ein schönes Beispiel für alltäglichen Surrealismus – nah an Ionesco, Beckett oder Kafkas stillen Absurditäten.