Zweiundsechzigstes Kapitel

 

Da stellt sich die Frage. Und das, nachdem sie gerade noch gelegen hat. Doch nun stellt sie sich. Und da steht sie nun, die Frage. Mitten im Raum. Und schaut sich um. Was mach ich hier? Denkt sie vielleicht. Kann eine Frage denken? Oder doch nur fragen? Was jetzt? Die Frage hat sich gestellt. Mitten in den Raum. Jetzt wartet sie. Wartet vielleicht auf eine Antwort. Sie starrt zur Tür und wartet auf die Antwort. Was wenn die Antwort nicht erscheint? Vielleicht ist die Tür verschlossen, und es gibt keinen Weg von der Antwort zur Frage? Würde die Antwort vielleicht anklopfen? Möglicherweise traut sich die Antwort auch nicht, einfach mal laut zu fragen, ob denn vielleicht eine Frage im Raum steht? Ok, das war Blödsinn. Hat jeder sofort gemerkt. Eine Antwort kann doch nicht fragen, ob eine Frage im Raum steht. Nur Fragen können fragen. Nun könnte man auf den Gedanken kommen, dass es ganz hilfreich wäre, wenn der Antwort eine Frage zur Seite stehen würde, die dann einfach mal fragen würde, ob denn eine Frage im Raum steht. Und da haben wir das nächste Problem. Mal angenommen, da stünden jetzt wirklich eine Frage und eine Antwort vor der Tür. Und die Frage, die vor der Tür, nicht die im Raum, würde, ganz uneigennützig, und um der Antwort zu helfen, fragen, und zwar laut genug fragen, damit die Frage, die sich im Raum befindet, das auch hört, würde also wirklich laut und deutlich fragen, ob denn eine Frage im Raum steht. In genau dem Raum, von dem die Frage und die Antwort, die draußen vor der Türe stehen, abgetrennt sind durch genau diese Tür. Was wirklich ein Problem wäre, weil, und jetzt kommt es wirklich, weil sich im Raum ja tatsächlich nur eine Frage befindet. Und wie, um Himmels Willen, soll denn diese arme und kleine Frage, obwohl wir natürlich nicht sicher sein können, dass die Frage im Raum arm und klein ist, und was ist mit der Frage vor der Tür, die da so hilfreich neben der Antwort steht, ist die vielleicht auch arm und klein, oder sind vielleicht alle Fragen arm und klein? Was ja absoluter Blödsinn ist, denn jeder hat wahrscheinlich schon einmal von den großen Fragen gehört. Oder vielleicht auch nicht. Leider habe ich vergessen, ob es die großen Fragen der Menschheit waren, oder irgendwelche anderen großen Fragen. Und wenn es mehrere Arten von großen Fragen geben sollte, was heißt geben sollte, die gibt es ganz sicher, welche sind dann die größten großen Fragen, und wie misst man den Größenunterschied? Doch schweifen wir ab. Denn das Problem, auf das wir zusammen gestoßen waren, ist ja ein ganz anderes. Ein mehr prinzipielles, oder vielleicht auch strukturelles Problem. Während Größenunterschiede ja eher quantitativer Natur sind. Und Quantitäten interessieren uns kein bisschen. Das ist eher was für Leute, die gern zählen. Und dass Quantität irgendwann in Qualität umschlagen würde, ist nur eine nette Beruhigungspille für Leute, die sich eigentlich mit anderen Dingen beschäftigen sollten. Daher ein wiederholtes Mal zurück zum eigentlichen Problem. Nämlich dass da eine Frage ganz allein im Raum steht und nichts tun kann, um der Antwort, die draußen vor der Tür steht, zu signalisieren, dass sie denn wirklich da ist, wahrhaftig da ist in dem Raum und gern möchte, dass die Antwort durch die Tür tritt und der Frage antwortet. Und dabei ist doch völlig klar, was zu tun ist. Einfach ganz genau das gleiche, was auch schon der Antwort vor der Tür geholfen hat, um überhaupt herausfinden zu können, ob denn eine Frage im Raum steht, um anschließend, wenn es denn der Fall wäre, durch die Tür zu treten und die Frage zu beantworten. Also müssen wir der Frage im Raum einfach eine Antwort zur Seite stellen, damit die Frage von außerhalb des Raumes dahingehend beantwortet werden kann, dass da wirklich eine Frage im Raum steht, die nur darauf wartet, dass eine Antwort durch die Tür tritt und es endlich zur gewünschten Kommunikation kommt. Denn nur darum geht es. Und letztendlich scheinen wir auch das geeignete Rezept gefunden zu haben. Dasjenige, welches für Kommunikation unabdingbar ist. Möglicherweise gibt es noch andere Bedingungen, doch wir sollten uns erst einmal auf diese hier konzentrieren. Nur um den Überblick nicht zu verlieren. Was ganz schnell passieren kann, wenn plötzlich zu viele Spieler auf dem Spielfeld sind und alle wie wild durcheinander reden. Das sollten wir wirklich vermeiden und es bei unseren vier Spielern belassen, unseren zwei Pärchen, jedes Pärchen bestehend aus einer Frage und einer Antwort, was vielleicht nicht die Lösung aller Probleme sein mag, man denke wieder an die großen Fragen, denen man nun ebenfalls große Antworten zur Seite stellen könnte, aber vielleicht ist genau das der Trugschluss, da möglicherweise eine eher kleine Antwort die bessere Antwort wäre. Wie dem auch sei, es scheint, dass das anfängliche Problem gelöst wurde. Nämlich das Problem der im Raum stehenden Frage. Gelöst, indem ein kommunikativer Zugang zur außerhalb stehenden Antwort geschaffen wurde. Und gleichzeitig steht die Frage nicht mehr einsam und allein im Raum, was uns generell ein besseres Gefühl gibt. Nur ist darauf zu achten, die Frage und die Antwort, die eng beieinander stehen, als eine Einheit zu betrachten. Ein Frage-Antwort-System, das wiederum nur mit anderen Frage-Antwort-Systemen in Kommunikation treten kann. Nur für den Fall, dass jemand glaubt, die beiden würden ständig nur miteinander schwatzen. Dass das nicht funktioniert, sollte bis zu diesem Zeitpunkt jedem klar geworden sein. Noch Fragen? Nein? Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.