Der Text stellt auf humorvolle und klangspielerische Weise eine philosophische Denkweise aus, die sich nicht durch systematische Rigorosität, sondern durch offene Reflexivität auszeichnet. In Anlehnung an Positionen von Kant über Wittgenstein bis Dennett lässt sich sagen: Der Text ist eine Einladung zum Denken – nicht trotz, sondern wegen seiner Leichtigkeit.
Es sollte mehr Philosophie betrieben werden. Phil mehr. Wenn nicht sogar phil phil mehr.
Wie betreibt man eigentlich Philosophie? Und muss man es wirklich selbst tun? Philleicht sucht man sich besser jemanden, der das phür einen macht? Schließlich ist das ganze Thema schon recht philphältig.
Stimmt. Das ist aber auch ein Phorteil. Denn so kann man sich aus der Philphalt der Themen das phür sich passende heraussuchen. Das kann sogar so weit phühren, dass letztendlich jeder irgendwie ein klein bisschen Philosoph ist. Ob er nun will oder nicht. Womit wir auch schon bei meinem Lieblingsthema wären. Dem phreien Willen. Also nicht irgendein Wille. Nein, es sollte schon der phreie Wille sein. Nicht der unphreie Wille und schon gar nicht der beste oder der letzte Wille.
Langweilig.
Langweilig? Interessiert es dich nicht, ob du in der Lage bist, phreie Entscheidungen zu trephen?
Ich sehe das mehr als Lösungsphindung. Und der Lösungsraum ist doch immer irgendwie eingeschränkt. Und zwar nicht nur durch irgendwelche Tatsachen, sondern auch, und das ist phil wichtiger, durch andere Lösungsphinder. Ich sehe mich also philmehr als einen Lösungsphinder inmitten einer Welt phon anderen Lösungsphindern und bereits phorhandenen Lösungen. Und da man immer in Kontakt mit den anderen Lösungsphindern und den bereits phorhandenen Lösungen steht, ist zwar nicht bestimmbar, welche Lösung es am Ende sein wird, aber es ist auch nicht zuphällig.
Da gibt es wohl nicht mehr phil zu sagen.
Analyse
Der Text „Philosophie und Philphalt“ ist ein Dialog in parodistischer Form, der sich zugleich mit einigen der zentralen Fragen der Philosophie beschäftigt – insbesondere mit der Frage nach dem freien Willen und der Rolle des Individuums in einem Netzwerk aus bereits bestehenden Entscheidungen. Die Besonderheit: Der Text verwendet eine konsequente Wortspielstrategie, insbesondere durch das Einfügen der Silbe „phil“, die einerseits auf „Philosophie“ verweist, andererseits eine ironisch-assoziative Ebene öffnet.
Trotz – oder gerade wegen – seines humorvoll-assoziativen Tons berührt der Dialog grundlegende erkenntnistheoretische, handlungstheoretische und sprachphilosophische Fragestellungen. Dieser Essay geht der Frage nach, wie im scheinbar leichten Spiel mit Sprache ernsthafte philosophische Konzepte subtil verhandelt werden.
1. Philosophie treiben – aber wie?
Der Text beginnt mit dem Appell: „Es sollte mehr Philosophie betrieben werden. Phil mehr. Wenn nicht sogar phil phil mehr.“ Dieses redundante Wortspiel dient nicht nur dem Klangwitz, sondern verweist auf eine Meta-Frage: Was heißt es eigentlich, Philosophie zu „betreiben“? Die nachfolgende Frage „Muss man es wirklich selbst tun?“ ironisiert die Tendenz zur Delegation intellektueller Arbeit – Philosophie als etwas, das man „machen lassen“ könnte. Hier klingt ein kritischer Unterton gegenüber der Trivialisierung oder Professionalisierung philosophischen Denkens an: Soll Philosophie ein delegierbarer Service sein – oder eine persönliche Aufgabe?
Diese Frage lässt sich auch mit Hannah Arendts Idee vom „Denken ohne Geländer“ in Verbindung bringen. In „Vita activa“ (1958) unterscheidet sie zwischen Arbeiten, Herstellen und Handeln, wobei das Denken als freier Akt des Selbstbezuges eine eigene Qualität erhält – eine, die sich nicht delegieren lässt.
2. Philphalt: Die Zähigkeit des Denkens
Der Neologismus „Philphalt“ ist mehr als ein Witz – er beschreibt die Zähigkeit, vielleicht auch Klebrigkeit, die das Denken oft begleitet. Philosophische Themen, so suggeriert das Wort, sind schwerfällig, unübersichtlich, vielleicht sogar eine Stolperfalle. Hier lässt sich eine Parallele zu Ludwig Wittgensteins „Philosophischen Untersuchungen“ (1953) ziehen, in denen Philosophie nicht als eine Lehre, sondern als ein „Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache“ beschrieben wird. Auch im vorliegenden Text ist die Sprache ein zentrales Medium, das sowohl Problem als auch Möglichkeit des Denkens ist.
3. Jeder ein bisschen Philosoph?
Der Gedanke, dass letztlich „jeder irgendwie ein klein bisschen Philosoph ist“, verweist auf eine verbreitete Ansicht, dass Philosophie als Reflexion über das eigene Denken und Handeln jedem Menschen prinzipiell zugänglich ist. Der Text bringt dies mit einem humorvollen Unterton: Auch wenn man Philosophie nicht „betreiben“ will, ist man ihr – etwa durch das Nachdenken über den eigenen Willen – zwangsläufig ausgesetzt. Dieser Gedanke erinnert an Immanuel Kants „Was ist Aufklärung?“ (1784), in dem das „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ eine aktive Selbstreflexion verlangt – etwas, das nicht nur professionellen Philosophen vorbehalten ist.
4. Der freie Wille als Kernproblem
In der Mitte des Dialogs kristallisiert sich das eigentliche Thema heraus: der „phreie Wille“. Der Gesprächspartner jedoch zeigt wenig Begeisterung: „Langweilig.“ – ein lapidarer Einwurf, der die scheinbar akademische Entfernung solcher Fragen im Alltagsdenken ironisiert. Doch der erste Sprecher insistiert: „Interessiert es dich nicht, ob du in der Lage bist, phreie Entscheidungen zu treffen?“
Die Reaktion des zweiten Sprechers bringt ein modernes, relationales Freiheitsverständnis zum Ausdruck: Er beschreibt sich als „Lösungsphinder inmitten einer Welt phon anderen Lösungsphindern“ – also als ein Akteur in einem bereits strukturierten, intersubjektiven Raum. Der Lösungsraum sei nicht beliebig („nicht zuphällig“), aber auch nicht determiniert – eine klare Anspielung auf kompatibilistische Ansätze in der Debatte um den freien Willen, wie sie etwa von Daniel Dennett in „Freedom Evolves“ (2003) vertreten werden.
5. Sprache als Denkform
Die performative Ebene des Textes ist ebenso relevant wie sein Inhalt. Die durchgehenden „phil“-Wortspiele entfalten einen doppelten Effekt: Einerseits entwaffnen sie die Schwere der philosophischen Themen, andererseits machen sie die Sprache selbst zum Thema. Die Sprachspiele erinnern an die Tradition der sokratischen Ironie: In der Pose der Naivität oder Albernheit wird die Tiefe der Fragen nicht geleugnet, sondern in Bewegung gesetzt. Dabei schwingt eine Selbstkritik mit: Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Philosophie“ (oder hier: „phil“) könnte die Gefahr mit sich bringen, dass dieser Begriff jede klare Bedeutung verliert – ein Problem, das auch Theodor W. Adorno in „Minima Moralia“ reflektiert, wenn er von der „Verwüstung der Begriffe“ spricht.
Fazit: Ernst durch Spiel
Der Text „Philosophie und Philphalt“ stellt auf humorvolle und klangspielerische Weise eine philosophische Denkweise aus, die sich nicht durch systematische Rigorosität, sondern durch offene Reflexivität auszeichnet. In Anlehnung an Positionen von Kant über Wittgenstein bis Dennett lässt sich sagen: Der Text ist eine Einladung zum Denken – nicht trotz, sondern wegen seiner Leichtigkeit. Denn genau darin liegt seine Bewegungskraft: Wer sich dem Witz nicht verschließt, findet darin Fragen, die sich tiefer eingraben als man zunächst vermuten möchte.
Referenzen / Verweise:
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Arendt, Hannah. Vita activa oder Vom tätigen Leben. Piper, 1958.
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Kant, Immanuel. Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784).
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Wittgenstein, Ludwig. Philosophische Untersuchungen. Suhrkamp, 1953.
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Dennett, Daniel. Freedom Evolves. Viking, 2003.
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Adorno, Theodor W. Minima Moralia. Suhrkamp, 1951.
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Proemial Philosophie Blog: „Philosophie und Philphalt“