Googoonut thought

Kein klassisch-philosophischer Text mit These, Argumentation und Schlussfolgerung. Es ist eine sprachliche Miniatur über das Paradoxe, das im Zentrum unseres Denkens steht: Dass wir über Dinge nachdenken, die wir nicht benennen, geschweige denn besitzen können.

Wohin geht’s?

 

Geradeso geradewegs geradeaus.

 

Und die Googoonuts?

 

Die auch.

 

Hab ich mir auch vorgenommen.

 

Was?

 

Mehr Googoonuts. Hatte letztes Jahr keine einzige.

 

Geht das?

 

Schwierig.

 

Kann ich mir vorstellen. Oder auch nicht.

 

Dieses Jahr wird besser.

 

Hoffentlich.

 

Weniger als gar keine Googoonut geht ja nicht.

 

Stimmt.

 

Du kennst das Problem nicht?

 

Noch nie.

 

Immer?

 

Immer!

 

Wie machst du das?

 

Weiß nicht.

 

Du machst dir keine Googoonut-Gedanken?

 

Noch nie.

 

Ich ständig.

 

Was?

 

Googoonut-Gedanken.

 

Was ist das?

 

Kann man nicht erklären.

 

Was kann man nicht erklären?

 

Googoonut-Gedanken.

 

Was ist das?

 

Nichts Wichtiges. Ich muss weiter.

 

Gut.

Analyse

Einleitung

Der Text „Googoonut thought“ ist auf den ersten Blick eine skurrile, absichtlich absurde Konversation zwischen zwei Personen. Ein Gespräch ohne klare Richtung, ohne auf den ersten Blick verständliche Begriffe, und ohne eindeutige Auflösung. Doch gerade darin liegt seine philosophische Stärke: In der scheinbaren Sinnlosigkeit stellt er grundlegende Fragen über Sprache, Sinn, Denken und Erwartung. Allen voran: Was sind Googoonuts? Was sind Googoonut-Gedanken? Und wie geht man damit um, dass man etwas nicht erklären kann?

Diese Art des Denkens steht in der Tradition eines philosophischen Minimalismus, wie er etwa bei Ludwig Wittgenstein, Samuel Beckett oder in poststrukturalistischen Texten (z. B. Derrida) anklingt. Der Text ist eine Art Meditation über das Unverfügbare, das Unsagbare und über das Paradox, dass gerade das, worüber wir nicht sprechen können, unser Denken dominiert.

 

1. Geradeaus – aber wohin?

„Wohin geht’s?“
„Geradeso geradewegs geradeaus.“

Die Eröffnung klingt zielgerichtet, ja fast entschlossen. „Geradeaus“ suggeriert Orientierung, Kontinuität, Richtung. Doch schon im nächsten Moment wird diese Stabilität gebrochen:

„Und die Googoonuts?“
„Die auch.“

Hier treten die Googoonuts ins Spiel – ein Begriff ohne Definition, ohne Referenz, eine reine Leerstelle. Es erinnert an Wittgensteins berühmte Feststellung: „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.“ Doch was, wenn der Gebrauch zwar stattfindet – wie bei „Googoonuts“ –, aber die Bedeutung sich nie klärt?

Gerade durch die Abwesenheit einer Bedeutung wird die Aufmerksamkeit auf das sprachliche Spiel gelenkt. Googoonuts stehen als Symbol für das Unverstandene, das dennoch Raum im Denken einnimmt – eine „Gedankenform ohne Inhalt“.

 

2. Googoonuts als Symbol des Verfehlten

„Mehr Googoonuts. Hatte letztes Jahr keine einzige.“
„Geht das?“
„Schwierig.“

Die Absurdität nimmt Fahrt auf: Etwas zu haben, das undefiniert bleibt, aber als Mangel empfunden wird. Das erinnert an die Beckett’sche Leere, etwa in „Warten auf Godot“, wo auf etwas gewartet wird, das nie kommt – und vielleicht nie gemeint war.

Googoonuts werden hier zu einer Art existenzialistischem Mangel, zu einem Stellvertreter für Wünsche, die nicht erfüllt wurden – oder vielleicht nie hätten erfüllt werden können. Und wie bei echten Wünschen ist ihre Nichtexistenz nicht gleichbedeutend mit Irrelevanz.

„Weniger als gar keine Googoonut geht ja nicht.“

Ein Satz, der in seiner formalen Logik durchaus korrekt ist – und gleichzeitig völlig absurd erscheint. Der Satz ist mathematisch sauber, aber emotional völlig leer – ein typischer Zug absurder Philosophie: Logik trifft auf Sinnlosigkeit.

 

3. Googoonut-Gedanken: Das Denken ohne Gegenstand

„Du machst dir keine Googoonut-Gedanken?“
„Noch nie.“
„Ich ständig.“

Nun verschiebt sich der Fokus: Es geht nicht mehr nur um Googoonuts, sondern um Gedanken über Googoonuts. Die Meta-Ebene wird eingeführt. Und damit wird der Text philosophisch interessant.

Googoonut-Gedanken stehen hier für mentale Aktivitäten, die um etwas kreisen, das sich dem Zugriff entzieht. Sie erinnern an Kant’s Idee des Dings an sich – etwas, das gedacht werden kann, aber niemals wirklich erkannt. Auch Jacques Derrida’s Konzept der différance – die unendliche Verschiebung von Bedeutung – lässt sich heranziehen: Googoonut-Gedanken sind Gedanken, die nie ankommen, immer entgleiten.

„Was ist das?“
„Kann man nicht erklären.“

Diese Zeile ist der Schlüssel des Textes. Die Sprache erreicht ihre Grenze – nicht durch Schweigen, sondern durch Überfülle und Unschärfe. Wittgenstein schließt den Tractatus mit: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Doch im Googoonut-Dialog wird über das Unsagbare weitergeredet – und damit die Grenze selbst thematisiert.

 

4. Das Gespräch als Selbstzweck

„Ich muss weiter.“
„Gut.“

Das Gespräch endet ohne Lösung, ohne Klärung, ohne Ziel. Damit verweist der Text auf ein Denken, das nicht auf Antworten aus ist, sondern auf das Durchdenken, das Sich-Einlassen auf das Unerklärliche.

In postmodernen Dialogen wie bei Gilles Deleuze oder Jean-Luc Nancy geht es nicht um lineare Erkenntnis, sondern um Bewegung, Verschiebung, Differenz. Auch „Googoonut thought“ bewegt sich, ohne anzukommen – und gerade darin liegt seine produktive Kraft.

 

Fazit: Denken im Raum des Unverfügbaren

„Googoonut thought“ ist kein klassisch-philosophischer Text mit These, Argumentation und Schlussfolgerung. Es ist eine sprachliche Miniatur über das Paradoxe, das im Zentrum unseres Denkens steht: Dass wir über Dinge nachdenken, die wir nicht benennen, geschweige denn besitzen können.

Googoonuts sind das Symbol für all das, was sich entzieht – und das dennoch präsent bleibt. Ihre Absurdität ist nur scheinbar komisch. In Wahrheit stehen sie für ein zutiefst menschliches Phänomen: Gedanken über das, was fehlt, aber dennoch wirkt.

 

Literaturverweise:

  • Ludwig Wittgenstein: Tractatus Logico-Philosophicus

  • Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz

  • Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos

  • Samuel Beckett: Warten auf Godot

  • Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft

  • Jean-Luc Nancy: Die undarstellbare Gemeinschaft