Keine Ursache

Eine Zeit, in der noch gestaunt wurde, in zeitlosen Ursache-Wirkung-Kategorien gedacht wurde und es das Wort 'Kontextur' noch nicht gab.

Meine lieben Zuhörer,

 

heute möchte ich mal wieder auf eine dieser „Wie ist das eigentlich mit...?“ Fragen eingehen. Betreffend 'Zeit' wurde schon einiges gesagt. Daher geht es heute um: „Wie ist das eigentlich mit Ursache und Wirkung?“ Nun ist das keine ausgesprochen philosophische Frage. Denn das Denken in Ursache-Wirkung-Kategorien funktioniert nur, wenn es keine logischen Diskontinuitäten gibt. Es gibt einzig das bekannte logische Kontinuum, oder wie es ein berühmter Denker ausgedrückt hat: Es gibt nur eine einzige logische Kontextur. Da der Anwendungsbereich für dieses Denken doch eher eingeschränkt ist, selbst in der Physik funktioniert es schon lange nicht mehr, fragen Sie sich sicherlich, meine lieben Zuhörer, da Sie ja nicht so denken, ob es Ihnen vielleicht einfach nur an Vorstellungskraft oder Phantasie dafür fehlt? Es ist leider tatsächlich so, dass einem vieles entgeht, wenn man sein Denken nicht auf eine einzige Kontextur beschränkt. Allein dieses Staunen über all die wunderbaren, unlösbaren Widersprüche, Rätsel und Paradoxien, die sich ganz zwangsläufig ergeben aus der Betrachtung der polykontexturalen Wirklichkeit durch einen monokontexturalen Filter. Da Ursachen bekanntlich auch als Wirkungen betrachtet werden können und umgekehrt, ja nachdem wo man die Grenzen zieht, und diese Ursachen und Wirkungen auch mehr oder weniger kompliziert sein können, es sich demnach nur um eine einzige Kategorie handelt, nennen wir diese Kategorie üblicherweise 'Kompliziertheit', entstanden und entstehend aus dem Zusammenspiel der Komplexitäten bzw. logischen Kontexturen. Eine sehr berühmte Komplexität, sie selbst ein Zusammenspiel vieler kleinerer Komplexitäten, lebte wohl vor sehr langer Zeit auf Kreta und ist bekannt geworden durch einen einzigen Satz. Ist das nicht erstaunlich? Diese Komplexität hatte es tatsächlich geschafft, ihrer monokontextural geschulten Hörerschaft mit einem einzigen Satz ein ewiges Rätsel aufzugeben. Nun fragen Sie sich, wie man darauf kommt, eine Kompliziertheit produzierende Komplexität, auch wenn der berühmte Satz nur wenig Kompliziertheit besaß, selbst für eine Kompliziertheit zu halten, was bedeutet, diese Komplexität nur in Ursache-Wirkung-Kategorien zu denken? Ich weiß es nicht. Dass es in einer Kompliziertheit bespielweise keine Zeit gibt, schien scheinbar niemanden zu stören. Aber so war das damals. In diesem Sinne. Gute Nacht!

Without cause

 

My dear listeners!

 

Today I would like to go back to one of those "What about...?" questions. A lot has already been said about 'time'. So today it's about: "What about cause and effect?" Now that's not a particularly philosophical question. Because thinking in cause-and-effect categories only works if there are no logical discontinuities. There is only the well-known logical continuum, or as a famous thinker put it: There is only one logical contexture. Since the area of application for this thinking is rather limited, even in physics it hasn't worked for a long time, you're probably asking yourself, my dear listeners, since you don't think like that, whether you just lack imagination or imaginativeness for it? It's a fact, unfortunately, that if you don't limit your thinking to a single contexture, you miss a lot. Just this amazement at all the wonderful, unsolvable contradictions, mysteries and paradoxes that inevitably result from viewing polycontextural reality through a monocontextural filter. Since, as is well known, causes can also be regarded as effects and vice versa, depending on where one draws the line, and since these causes and effects can also be more or less complicated, so that it is only a single category, we usually call this category 'complicatedness', emerged and emerging from the interaction of the complexities or logical contextures. A very famous complexity, itself an interplay of many smaller complexities, probably lived in Crete a very long time ago and became known through a single sentence. Isn't that amazing? This complexity had actually managed to pose an eternal riddle to its monocontexturally trained audience with that single sentence. Now you ask yourself how one comes to consider a complexity that produces complicatedness, even if the famous sentence had only little complicatedness, to be a complicatedness itself, which means thinking this complexity only in cause-and-effect categories? I dont know. The fact that there is no 'time' in a complicatedness, for example, didn't seem to bother anyone. But that's how it was back then. See you soon and good night!