Moving Target

 

Der kleine Bastard suchte neue Herausforderungen. Ein bisschen Motivation konnte nicht schaden. Jede Menge potentielle Ziele. Wozu ein langwieriger Auswahlprozess? Der Zufall sollte entscheiden. Da konnte hinterher keiner ankommen und sich beschweren, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Der kleine Bastard lachte in sich hinein. Hinterher ankommen. Witzig. Noch nie hatte es irgendwelche Beschwerden gegeben. Wie denn auch? Er machte keine halben Sachen. Alles lief automatisch ab. Wie immer. Und das machte es ja so langweilig. Auch wenn das potentielle Ziel nur zufällig ausgewählte wurde, sich sozusagen freiwillig zu Verfügung stellte, änderte das doch am ganzen Ablauf überhaupt nichts. Wieder und wieder und wieder. Hatte er vielleicht noch andere Talente? Falsche Frage. Könnte er sein unvergleichliches Talent in anderen Zusammenhängen zur Geltung bringen? Mit Sicherheit. Aber wäre er dann zufrieden? Alles schien doch für ihn wie maßgeschneidert? Nun war tatsächlich passiert, was er immer befürchtet hatte. Das Wort, vor dem er immer Angst hatte es auszusprechen. Routine. Oh, Mann! Soweit war es nun gekommen. Hinfort jegliche Begeisterung. Nie mehr den genialen Moment erleben, wenn der Abschluss hergestellt wird. Jetzt war er endlich auch einer von diesen Zombies, die sich durch die Tage quälten und nachts kaum ein Auge zutaten. Es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis mitleidige Blicke auf ihm liegen würden. Mitleidige Blicke, in denen das Feuer noch brannte. Genug jetzt. Was war zu tun? Neue Aufgaben mussten her. Dazu gab es keine Alternative. Wenn der kleine Bastard eins gelernt hatte, dann war es bereit zu sein. Richtig. Das war es, was ihn von den anderen unterschied. Und da war auch schon sein Ziel. Konzentration. Handlung. Erledigt. Das war es einfach. Es gab nichts Besseres. Hämisch vor sich hin grinsend ging der kleine Bastard seinen Weg.

 

(Aus: P.H.‘s „Lil‘ Bastard“, Klangwelt Magazin, 1982)