Die lange Fahrt

 

Und jagst nicht auch du, Russland, dahin wie ein mutiges, nicht einzuholendes Dreigespann? Es stäubt unter dir der Weg, es donnern die Brücken, alles bleibt weit hinter dir zurück. Bestürzt über die göttliche Wundererscheinung steht der Zuschauer still, im Zweifel, ob es ein vom Himmel herniederfahrender Blitz ist. Was bedeutet dieses schreckenerregende Vorwärtsstürmen? Und was für eine unerhörte Kraft liegt in diesen Rossen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat? O ihr Rosse, ihr Rosse, was seid ihr für Rosse! Stecken Wirbelwinde in euren Mähnen? Sitzt euch ein feinhöriges Ohr in jeder Ader? Habt ihr aus der Höhe ein bekanntes Lied gehört und nun gemeinsam und gleichzeitig eure eherne Brust angestrengt und, kaum die Erde mit den Hufen berührend, euch in langgestreckte Linien verwandelt, die durch die Luft dahinfliegen, und stürmst du nun gottbegeistert einher, mein Russland? Wohin geht deine Fahrt? Gib Antwort! Keine Antwort erfolgt. Mit wunderbarem Klange ertönt das Glöckchen; die in Stücke zerrissene Luft erbraust und wird zum Winde; alles, was sonst noch auf der Erde ist, fliegt an dir vorbei, und scheelblickend treten alle anderen Völker und Reiche zur Seite und geben dir Raum.

 

(Aus: N. Gogol, „Die toten Seelen“, Erster Teil, Kap. 11)