Unverständliches

 

Bezugnehmend auf die Diskussion zum Thema 'Verständlich - Unverständlich' im 'Hohe Luft Magazin', hier mein Statement  in der erweiterten Fassung:

 

Warum sind die Texte mancher Philosophen in einer Sprache geschrieben, die völlig unverständlich scheint?

Wollen sie nicht verstanden werden, oder ist das einfach ihre Art, sich auszudrücken?

 

Was wäre denn ein verständlicher Text? Ein verständlicher Text bietet nachvollziehbare Gedankengänge. Man kann die Ergebnisse der Gedankengänge mit seiner eigenen Meinung vergleichen, die Ergebnisse als richtig oder falsch beurteilen.

Beim unverständlichen Text entsteht höchstens das Gefühl, dass es um etwas wichtiges geht. Eher wie bei einem Gedicht.

 

Stellen wir uns einen Philosophen vor, der mit einem Problem ringt und dabei seine Gedanken niederschreibt. Man kann das vergleichen mit einer in ihm stattfindenden Diskussion.

Idealerweise kommt die Diskussion zu einem Ende, und am Ende steht ein Ergebnis. Ein Ergebnis, welches niedergeschrieben, der Leser als richtig oder falsch beurteilen kann. Hier geht es nur um das Resultat der Diskussion. Und das ist auf jeden Fall verständlich, egal ob richtig oder falsch.

Das andere Extrem ist, dass der Philosoph gar nicht zu einem Ergebnis kommt. Und doch schreibt er seine Gedanken nieder. Das ist nun tatsächlich vergleichbar mit dem Niederschreiben eines Gedichts. Nichts Konkretes, aber beim Leser entsteht ein Eindruck. Er wird Bestandteil eines Kommunikationszusammenhanges, wie beim Lesen eines Gedichts, dem Hören von Musik oder der Betrachtung eines Kunstwerks.

 

Was heißt also unverständlich? Man kann darunter verstehen, dass etwas falsch ist. Dann wird verständlich/unverständlich mit wahr/falsch assoziiert. In diesem Fall gehört verständlich/unverständlich zur Kategorie Ergebnis oder Resultat der Diskussion.

Man kann aber auch sagen, dass verständlich sowohl wahr, als auch falsch bedeuten kann. Dann bedeutet unverständlich den Entstehungsprozess von Verständlichem.

 

Hier fühlt man sich an Hegel erinnert. Im ersten Fall haben wir die klassische Negation. Da geht es um wahr oder falsch. Im zweiten Fall wird die gesamte klassische Negation als eine einzige Kategorie begriffen ("Das reine Sein und das reine Nichts ist also dasselbe.", Hegel, Wissenschaft der Logik), diese wird nicht-klassisch negiert und das Ergebnis ist der Kommunikationszusammenhang, von dem die klassische wahr/falsch-Thematik nur ein Bestandteil ist.