Verzicht, Nicht-Verzicht und die Freiheit

 

Der Wettbewerb um immer mehr Verzicht. Die Anhäufung von Verzicht. Das Gefühl der Überlegenheit, wenn man mehr Verzicht angehäuft hat, als sein Nachbar.

Ich kann da nicht mehr mithalten. Es fehlt mir einfach das Talent. Die anderen sind besser. Ich gebe mich geschlagen. Ich war nie gut im Anhäufen von Dingen. Hatte gehofft, dass ich wenigstens beim Anhäufen von Verzicht eine Chance hätte in der Oberliga mitzuspielen. War nichts. Selbst beim Anhäufen von Verzicht bin ich eine Niete. Wenn die anderen immer so aufzählen, worauf sie schon wieder verzichtet haben. Ich habe aber einfach auch nicht so viel, worauf ich verzichten könnte. So langsam ist mir das auch egal. Ich steige aus. Mache bei dem ganzen Unsinn nicht mehr mit. Sollen die sich doch gegenseitig übertrumpfen mit ihrer ganzen Verzichterei. Ist wahrscheinlich eh nur so eine Modeerscheinung. Finde deine Mitte, oder so etwas. Vielleicht drehe ich das ganze einfach um. Einfach mal etwas weniger verzichten, statt diesem immer mehr, mehr, mehr. Mittlerweile weiß ich auch schon gar nicht mehr, was gut und was schlecht ist. Absolut den Durchblick verloren. Verzichten. Nicht verzichten. Der Nicht-Verzicht. Auf den Nicht-Verzicht verzichten. Etwas mehr Verzicht beim Verzichten auf den Nicht-Verzicht. Weiß wirklich nicht mehr, was das bedeuten soll. Schwarz oder weiß. Weiß oder schwarz. Ich will gar nicht mehr daran denken müssen. Soll ja eigentlich den Menschen zufriedener machen. Mich macht es unzufrieden, mich überhaupt mit so etwas beschäftigen zu müssen. Heute kriegt ihr die blauen Pillen und morgen die roten. Alles bestens. Völlig egal. Kein Unterschied. Ich werde mich mit dieser Art Fragestellung nicht mehr befassen. Was ist das Gegenteil von Verzicht? Nicht-Verzicht. Richtig. Und doch am Thema vorbei. Ob mehr oder weniger Verzicht, das Thema ist und bleibt der Verzicht. Ich negiere das ganze Thema. Interessiert mich nicht mehr. Tue einfach, was ich für richtig halte. Und wenn ich es für richtig halte, zu Fuß zur Bank zu gehen, und mir einer sagt, ich würde auf das Auto verzichten, dann sage ich, dass ich einfach Lust hatte, zu Fuß zu gehen. Wird der Depp nicht kapieren. Aber genau das ist Freiheit. Was hat das mit Verzicht oder Nicht-Verzicht zu tun? Das ist wie mit geduldig-ungeduldig. Selbst wenn man auf etwas wartet, kann man dabei weder geduldig, noch ungeduldig sein. Doch genug davon. Freiheit bedeutet, sich nicht für schwarz oder weiß, dafür oder dagegen entscheiden zu müssen, sondern sich einer anderen, hoffentlich gewinnbringenderen, Thematik widmen zu können. Zugegeben, manchmal ist das purer Luxus. Doch bei diesem leidigen Verzichts-Thema werde ich genau das tun. In diesem Sinne..