Dieser Monolog lässt sich lesen als eine postmoderne Parodie auf das Bedürfnis nach Sinn und Klarheit. Er unterläuft jede klare Aussage, um gerade dadurch eine Haltung zu offenbaren: Offenheit gegenüber dem Mehrdeutigen, der performativen Kraft von Sprache und der Möglichkeit, auch im Nonsens Erkenntnis zu finden.
Ohne weiteres geht es immer weiter und weiter. Wo soll das hinführen? Don’t watch the pony. Die Hintergängigkeit aufhebend, mehr oder weniger erhellend, oder vielmehr aufhellend, nahezu, die Bringigkeit in Erleuchtungsnähe erhaltend, nicht abweisend das Vielmehre. Das trifft es ganz gut. So ein Treffer sitzt. Meistens in Treffpunktnähe. Die Einhaltigkeit keinesfalls aufhaltend... Ich sagte doch, dass du das Pony nicht anstarren sollst! Egal. Es ist Wochenende. Der Anfang ist demnach getan. Was schreibst du da, Hankman? Ach, nichts. Nur so und dazu ein wenig von dem Zeug. Denn das Ablegige führt zum spontanen Zerfall aller bekannten Zeugnisse. Übrig bleibt, wie gesagt, Zeug. Das Gegangene muss verschwinden. Das Gebliebene macht auch irgendetwas. Nur, was sagt uns das? Was ist dieses ominöse DAS, das uns ständig was sagt? Wollen wir das DAS des DIESEN überhaupt wissen? Ist das oder DAS möglich? Aber gut, dass du gefragt hast, denn genau darum geht es. Und es ging noch nie um etwas anderes. Aber das sollte der Mehr- oder Minderheit mehr- oder minderheitlich bekannt sein bzw. unbekannt bleiben. Ponyness forever!
Analyse
In einer Welt zunehmender Rationalisierung, Effizienzsteigerung und semantischer Eindeutigkeit erscheint der vorliegende Monolog wie eine absurde Provokation. Er verweigert sich klarer Aussagen, jongliert mit Neologismen, widerspricht sich selbst, um dann in einem absurden Mantra zu enden: „Ponyness forever!“ Was auf den ersten Blick wie dadaistisches Nonsensgeschwätz wirkt, offenbart sich bei genauerer Betrachtung als postmoderne Meditation über Sinn, Sein, Sprache – und die Möglichkeit der Erkenntnis.
I. Sprachverwirrung als erkenntnistheoretisches Prinzip
Schon der erste Satz – „Ohne weiteres geht es immer weiter und weiter.“ – deutet die Richtung an: ein ironischer Tautologismus, der den Fortgang als Selbstzweck beschreibt. Diese Zirkularität ohne Ziel erinnert an die „Endlosschleifen“ in Becketts Werk, insbesondere an „Warten auf Godot“, in dem das Fortschreiten von Zeit nicht mit Entwicklung oder Erkenntnis einhergeht. Das „Immerweiter“ ist existenzielle Bewegung ohne Orientierung, die vom Sprechenden zugleich bejaht und hinterfragt wird: „Wo soll das hinführen?“
Im selben Atemzug fällt der Satz: „Don’t watch the pony.“ Er wirkt wie ein surrealer Imperativ und ist dennoch programmatisch. Wie der sprichwörtliche rosa Elefant verweist das Pony auf das Unaussprechbare, das ständig präsent ist, gerade weil man es nicht benennen oder anschauen soll. Ähnlich wie Wittgensteins Tractatus im berühmten Schlusssatz mahnt:
„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Nur dass der Monolog diese Regel durchbricht und über alles spricht, auch – oder gerade – über das, was sprachlich nicht fassbar ist.
II. Die Ästhetik der Sinnzersetzung
Der Text erzeugt gezielt semantische Überforderung. Begriffe wie „Bringigkeit“, „Hintergängigkeit“, „Einhaltigkeit“ oder „Vielmehre“ klingen vertraut, sind aber semantische Chimären, hybride Wortneuschöpfungen, die sich einer eindeutigen Bedeutung entziehen. Diese Praxis erinnert an Dadaistische Sprachkunst (etwa bei Hugo Ball oder Kurt Schwitters), wo Bedeutung nicht durch Referenz entsteht, sondern durch Klang, Rhythmus, Assoziation – oder pure Provokation.
Besonders in der Passage:
„Denn das Ablegige führt zum spontanen Zerfall aller bekannten Zeugnisse. Übrig bleibt, wie gesagt, Zeug.“
zeigt sich eine poetisch-philosophische Ironie: Die Dekonstruktion führt nicht ins Nichts, sondern zum „Zeug“. Das ist keine nihilistische Absage an Sinn, sondern vielmehr eine Anspielung auf Martin Heideggers „Zeug“-Begriff aus „Sein und Zeit“:
„Das Zeug ist zum-handen.“
Heidegger bezeichnet damit Dinge nicht als isolierte Objekte, sondern als eingebettet in ein Netz von Bedeutungszusammenhängen. Im Monolog aber wird dieser Zusammenhang aufgelöst – übrig bleibt „nur“ noch „Zeug“, entkontextualisiert, unbestimmt, aber dennoch vorhanden.
III. Das DAS, das uns etwas sagt
Eine weitere zentrale Passage ist die Frage nach dem „DAS“:
„Was ist dieses ominöse DAS, das uns ständig was sagt?“
Diese Wendung evoziert eine fast mystische Instanz. „Das DAS“ wird zur Chiffre für das, was im Hintergrund aller Erfahrung spricht – das Absolute, das Unnennbare, das „Es“, das in Heideggers Denken „west“. Der Monolog fragt weiter:
„Wollen wir das DAS des DIESEN überhaupt wissen?“
Hier wird Ontologie zur Parodie: Was bei Heidegger oder Hegel den Kern metaphysischen Fragens ausmacht, wird hier in der ironischen Aufblähung des Artikels („das DAS des DIESEN“) auf die Spitze getrieben. Es entsteht eine hyperreflexive Schleife, in der die Sprache sich nicht mehr auf Wirklichkeit bezieht, sondern nur noch auf sich selbst.
Der Monolog wendet sich damit gegen jede Form sprachlicher Autorität – ein klassisches Merkmal der Postmoderne, wie sie etwa Jean-François Lyotard beschreibt:
„Das postmoderne Wissen ist nicht einfach ein instrumentelles Wissen. Es ist reflexiv, es denkt über sich selbst nach.“
IV. Der subversive Humor des Sinnverlusts
Trotz – oder gerade wegen – dieser philosophischen Tiefenschärfe bleibt der Text verspielt. Er feiert den Unsinn als Stilmittel der Aufklärung, wobei der Humor nicht bloß dekorativ ist, sondern subversiv: Er entlarvt vermeintliche Tiefsinnigkeit, stellt Autorität infrage und legt offen, wie sehr wir darauf angewiesen sind, so zu tun, als wüssten wir, was gemeint ist.
„Nur, was sagt uns das?“
„Ist das oder DAS möglich?“
„Aber gut, dass du gefragt hast, denn genau darum geht es.“
All das ist durchsetzt von einer Art existenziellem Sarkasmus – das Wissen um die eigene Ahnungslosigkeit wird nicht verdrängt, sondern ausgestellt und performt. Die Sprache feiert ihre eigene Unzulänglichkeit.
V. Ponyness forever – das Manifest der absurden Klarheit
Der Schlusssatz – „Ponyness forever!“ – ist der Höhepunkt dieser performativen Sinnauflösung. „Ponyness“ wird nicht erklärt, nicht definiert, sondern zelebriert. Sie steht für das Andere, das Abseitige, das Spiel mit dem scheinbar Banalen als Ausdruck des eigentlich Wesentlichen. In einer paradoxen Wendung wird das Pony – zunächst verboten zu betrachten – zum Totemtier einer neuen Erkenntnishaltung, einer Art metaphysischer Ironie.
Wie in der „Philosophie des Als ob“ (Hans Vaihinger) geht es nicht um Wahrheit, sondern um nützliche Fiktionen. Ponyness ist eine solche Fiktion: sinnfrei und zugleich sinnstiftend. Eine Offenheit, die jede letzte Erklärung verweigert und gerade darin einen Ausweg aus der semantischen Sackgasse bietet.
Fazit: Vom Zeug zum DAS zur Ponyness
Dieser Monolog lässt sich lesen als eine postmoderne Parodie auf das Bedürfnis nach Sinn und Klarheit. Er unterläuft jede klare Aussage, um gerade dadurch eine Haltung zu offenbaren: Offenheit gegenüber dem Mehrdeutigen, der performativen Kraft von Sprache und der Möglichkeit, auch im Nonsens Erkenntnis zu finden. Es ist ein Text, der keine Antworten gibt, aber viele Fragen stellt – und damit ganz im Sinne Sokratischer Ironie oder auch Zen-Buddhismus zur Einsicht durch Irritation führt.
Denn:
„Es war nie etwas anderes. Aber das sollte der Mehr- oder Minderheit mehr- oder minderheitlich bekannt sein bzw. unbekannt bleiben.“
Genau. Und falls nicht: Ponyness forever.