Konstruierte Geschichte

Hankmans Bemerkung über die Metapher ist weit mehr als ein sprachlicher Gag. Sie stellt in kondensierter Form die Frage, wie wir mit einer Welt umgehen, die sich unserem Zugriff entzieht – und wie Sprache uns erlaubt, dennoch Bedeutung zu schaffen. Die Metapher wird hier zum Symbol eines kreativen Weltverhältnisses.

Hey, Hankman! Wie geht's?

 

Widerstand ist zwecklos!

 

Sag doch mal was Konstruktives!

 

Metaphorisch oder an sich?

 

Egal. Am besten beides. Und vielleicht noch ein Drittes dazu? Falls eins existiert.

 

"Eine Metapher ist eine Konstruktion der Existenz gegen den Widerstand des Ansich."

 

Danke.

 

Kein Problem.

Analyse

Der kurze, scheinbar scherzhafte Dialog mit der Figur „Hankman“ offenbart bei genauerer Analyse eine überraschende Dichte an philosophischen und sprachtheoretischen Themen. Im Zentrum steht eine eigentümliche Formulierung:

„Eine Metapher ist eine Konstruktion der Existenz gegen den Widerstand des Ansich.“

Dieser Satz wirkt zunächst rätselhaft, spielt aber auf zentrale Fragen der Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie und Existenzphilosophie an. Der folgende Essay zeigt, wie der Dialog mit wenigen Worten grundlegende Konzepte der Philosophie berührt – insbesondere die Beziehung zwischen Sprache, Realität und Subjektivität.

 

1. Sprachspiel und Existenz – Der Einstieg

Der Dialog beginnt mit einer alltäglichen Grußformel – „Wie geht’s?“ – und wird mit der Antwort „Widerstand ist zwecklos!“ sofort in ein anderes Register überführt. Der Satz ist popkulturell konnotiert (z. B. bei den Borg in Star Trek), gleichzeitig verweist er ironisch auf die klassische philosophische Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Wirklichkeit: Ist Anpassung an das Gegebene notwendig, oder gibt es Spielräume des Widerstands?

Doch statt in Resignation zu verharren, fordert das Gegenüber „etwas Konstruktives“. Dies könnte als Aufruf verstanden werden, aus der Negation eine produktive Aussage zu formen – ein Impuls, der stark an Kant erinnert, der die Aufgabe der Vernunft darin sah, die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis zu konstruieren (Kritik der reinen Vernunft, 1781).

 

2. Metapher als Erkenntnismodus

Die zentrale Aussage Hankmans lautet:

„Eine Metapher ist eine Konstruktion der Existenz gegen den Widerstand des Ansich.“

Diese Formulierung spielt mit Begriffen aus der klassischen Philosophie:

  • Metapher: In der Sprachphilosophie (vgl. Paul Ricoeur, Die lebendige Metapher, 1975) ist die Metapher nicht nur ein sprachliches Stilmittel, sondern ein Erkenntnisinstrument. Sie „überträgt“ nicht nur Bedeutungen, sondern erzeugt neue Bedeutungsräume, die wörtlich nicht zugänglich sind.

  • Konstruktion: Ein Begriff, der besonders in der Konstruktivismus-Debatte von Bedeutung ist (vgl. Ernst von Glasersfeld). Erkenntnis ist demnach nicht die Abbildung einer objektiven Welt, sondern eine Konstruktion subjektiver Erfahrungszusammenhänge.

  • Existenz: Anklänge an die Existenzphilosophie (z. B. Sartre, Heidegger). Existenz ist das aktiv Gewordene, das Gelebte – im Gegensatz zum bloßen „Sein an sich“.

  • Ansich: Ein Begriff aus Kants Ding-an-sich oder Hegels Unterscheidung von „Ansichsein“ und „Fürsichsein“. Das „Ansich“ bezeichnet das Unverfügbare, das außerhalb unseres direkten Zugriffs liegt.

Die Aussage ließe sich also etwa so interpretieren:

Eine Metapher ist ein Mittel, um subjektive Wirklichkeit zu erschaffen (Konstruktion von Existenz), obwohl die Welt als solche (das Ansich) sich der vollständigen Erfassung entzieht.

Damit wird die Metapher zum Werkzeug des Widerstands – gegen eine Welt, die sich nicht einfach erschließen lässt. Sprache ermöglicht in dieser Perspektive nicht bloß Kommunikation, sondern konstituiert überhaupt erst Bedeutung und Weltzugang. In diesem Sinne ähnelt die Formulierung einem poetisch verdichteten Kernsatz aus der poststrukturalistischen Philosophie, etwa bei Jacques Derrida, der die Sprache als grundlegend metaphorisch beschreibt (Die Schrift und die Differenz, 1967).

 

3. Philosophie mit Humor: Ironie als Erkenntnistechnik

Der gesamte Dialog changiert zwischen Ironie und Ernst. Die Gesprächspartner spielen mit Sprachregistern und Erwartungen: „Sag doch mal was Konstruktives!“ – „Metaphorisch oder an sich?“ Diese Gegenfrage ist kein reines Spiel, sondern verweist auf eine erkenntnistheoretische Differenz: Gibt es Aussagen, die „an sich“ gelten – oder ist alles, was wir sagen können, immer schon metaphorisch, vermittelt, konstruiert?

Die abschließende Formulierung – „Danke.“ – „Kein Problem.“ – bringt das Gespräch mit lakonischem Understatement zum Ende. Doch der Humor ist hier kein Selbstzweck, sondern Strategie. Wie Kierkegaard schon feststellte, kann Ironie ein Mittel sein, um ernsthafte Gedanken durch den Umweg der Komik verständlich zu machen – oder überhaupt sagbar zu halten (Der Begriff der Ironie, 1841).

 

Fazit: Das Subversive der Metapher

Hankmans Bemerkung über die Metapher ist weit mehr als ein sprachlicher Gag. Sie stellt in kondensierter Form die Frage, wie wir mit einer Welt umgehen, die sich unserem Zugriff entzieht – und wie Sprache uns erlaubt, dennoch Bedeutung zu schaffen. Die Metapher wird hier zum Symbol eines kreativen Weltverhältnisses: Als „Konstruktion der Existenz“ widersetzt sie sich dem bloßen „Ansich“ – dem stummen, nicht integrierbaren Wirklichen.

Der Dialog ist ein Beweis dafür, dass Philosophie nicht immer in großen Texten und schweren Begriffen stattfinden muss. Manchmal genügt ein kurzer Austausch – vorausgesetzt, man hört genau hin.