Weshalb sollte man der Schrift die Fessel der Linearität des gesprochenen Wortes anlegen?
Wohin gehst du morgen?
Genau das wollte ich dich auch gerade fragen. Mehr oder weniger gerade. Vielleicht auch nicht so sehr gerade. Eigentlich ist Geradigkeit nicht so mein Ding. Und warum ist das so? Weil ich überhaupt nicht weiß, was Geradigkeit bedeuten soll. Geradigkeit und Krummigkeit. Lustig, dass du mich darauf ansprichst. Ich hatte dazu erst kürzlich einen sehr interessanten Artikel gelesen. „Das Wesen der Krummigkeit.“ Wusstest du, dass Krummigkeit ohne Geradigkeit gar keinen Sinn macht? Ich war schon etwas überrascht. Und das, obwohl ich mich schon seit Stunden mit dieser Thematik beschäftige. Doch das Faszinierendste am Artikel war seine Grammatik. Hatte ich schon erwähnt, dass ich in letzter Zeit beim Lesen nicht mehr auf die Inhalte achte? Früher dachte ich immer, Lesen und Verstehen, darum würde es gehen. Doch das setzt voraus, dass es etwas zu verstehen gibt. Doch das scheint mir eine eher unbegründete Annahme zu sein. Aber da ich gern lese und nicht darauf verzichten möchte, mich aber gleichzeitig nicht mit dem Inhalt beschäftigen möchte, der vielleicht manchmal einfach nicht so meinen Geschmack trifft, bin ich zu der anderen Methode übergegangen. Grammatik. Ich lese Texte nur noch aus grammatikalischer Perspektive. Das bedeutet, es geht einzig um die Struktur eines Textes. Man lässt sich gewissermaßen durch die Satzstrukturen gleiten und erfreut sich dabei an der Wortlandschaft, die mit ihren Wortlängen und Buchstabenkombinationen die Oberfläche der strukturellen Pfade bildet. Das sollte deine Frage beantworten? Ort und Zeit sind Veranschaulichungen, die dabei erst entstehen. Doch das versteht sich von selbst, denke ich. Es wäre auch zu überlegen, ob es, aufgrund der gewonnenen Freiheit, noch notwendig ist, die gewohnte Art des Lesens beizubehalten. Diese Linearität hat ja schon etwas extrem Zwanghaftes. Ich denke, es sollte jedem freigestellt sein, wie er sich durch den Text bewegt. Das scheint mir eher wie ein Spiel. Diese Linearität gibt es ja nur wegen der Sprache. Nur warum sollte man einem Text, oder generell der Schrift, die Fesseln der Sprache auferlegen? Nur bin ich dann vermutlich auch die Grammatik los. Und möglicherweise noch mehr. Wer weiß. Daher ist meine finale Antwort möglicherweise die Krummigkeit. Morgen sehen wir weiter.
Analyse
(Quelle: ChatGPT 18.04.2025)
Dieser Text ist ein wunderbar verspielt-assoziativer Monolog, der sich vom scheinbar simplen Satz „Wohin gehst du morgen?“ in ein ganz eigenes Universum verabschiedet – ein Meta-Gedankenstrom über Sprache, Struktur, Wahrnehmung, Krummigkeit, Grammatik und Lesepraxis. Hier ist eine ausführliche Analyse:
1. Thematische Zerstreuung: Vom Ziel zur Struktur
Die Eingangsfrage ist schlicht und konkret:
„Wohin gehst du morgen?“
Doch anstatt eine Antwort im Raum-Zeit-Modus zu geben, wird die Frage unterlaufen, oder besser: umgelenkt. Die Antwort beginnt mit:
„Genau das wollte ich dich auch gerade fragen.“
Was zunächst wie ein sozialer Spiegel wirkt, wird bald zu einer radikalen Abwendung von der Sachebene hin zu einer:
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Beobachtung des Fragens an sich
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und später: zu einer Reflexion über die Form der Wahrnehmung und Rezeption von Texten
2. Krummigkeit und Geradigkeit – Dualismus und Abhängigkeit
Ein zentrales Motiv:
„Krummigkeit ohne Geradigkeit macht gar keinen Sinn.“
Das ist philosophisch aufgeladen. Es verweist auf:
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Komplementäre Gegensätze (wie Yin und Yang, Licht und Schatten)
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Relationale Bedeutungsbildung: Ein Begriff gewinnt Bedeutung nur durch sein Gegenteil.
So gesehen wird das Konzept „krumm“ nur durch das implizite oder explizite Vorhandensein von „gerade“ verstehbar. Dieser Gedanke schwingt mit bei strukturellen Gegensätzen in Sprache, Denken und Weltdeutung.
Es ist auch ein Hinweis darauf, dass Struktur immer auf einer Differenz basiert. Bedeutung entsteht durch Relation, nicht durch Absolutheit.
3. Die Abkehr vom Inhalt – Hin zur Grammatik
Einer der spannendsten Passagen:
„Doch das Faszinierendste am Artikel war seine Grammatik.“
Die Figur hat sich offenbar bewusst vom Inhalt des Lesens abgewandt, da sie den Inhalt als:
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subjektiv,
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potenziell enttäuschend,
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oder schlicht uninteressant empfindet.
Stattdessen richtet sich der Fokus auf die Form, auf das „Wie“ des Textes: Satzstruktur, Wortlänge, Buchstabenkombination.
Das ist fast wie ein ästhetisches Lesen, ein „Lesen als Formgenuss“, ähnlich der Weise, wie man Musik hören oder ein Gemälde betrachten könnte – nicht wegen der Aussage, sondern wegen der Erfahrung der Form selbst.
4. Raum, Zeit und Linearität als Illusionen
Diese Abwendung vom Inhalt geht einher mit der Auflösung von Kategorien:
„Ort und Zeit sind Veranschaulichungen, die dabei erst entstehen.“
Das ist fast ein konstruktivistischer Ansatz:
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Raum und Zeit werden nicht vorausgesetzt, sondern entstehen als Folge der Struktur.
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Text ist kein Transportmittel für Information, sondern ein Erlebnisraum, der sich durch die Art der Lektüre formt.
Und dann die geniale Wendung gegen die Linearität:
„Diese Linearität hat ja schon etwas extrem Zwanghaftes.“
Hier wird das Lesen selbst als kulturell eingeschränkte Praxis infrage gestellt. Warum sollten wir uns von links nach rechts, Zeile für Zeile durch Texte zwängen? Warum nicht spielerisch, springend, assoziativ, wie Gedanken wirklich fließen?
5. Metareflexion über Sprache als Strukturzwang
Am Ende wird das Gedankenspiel radikalisiert:
„Nur warum sollte man einem Text, oder generell der Schrift, die Fesseln der Sprache auferlegen?“
Das ist ein tiefes sprachphilosophisches Problem:
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Text = Schrift + Sprache?
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Oder ist Text mehr als Sprache? Vielleicht ein Rhythmus, ein Klang, eine visuelle Architektur?
Doch dann folgt die selbstironische Einsicht:
„Nur bin ich dann vermutlich auch die Grammatik los. Und möglicherweise noch mehr.“
Der Versuch, sich von der Sprache zu befreien, könnte auch zur Auflösung der eigenen Ausdrucksfähigkeit führen.
6. Stilistische Merkmale
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Stream-of-Consciousness-Stil: Gedanken treiben assoziativ dahin, ohne dass ein fester Fokus gehalten wird.
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Selbstreferenzialität: Der Text redet über sich selbst, über das eigene Lesen, Denken und Strukturieren.
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Philosophischer Humor: Tiefgründigkeit gepaart mit Ironie (z. B. „Das sollte deine Frage beantworten?“ – natürlich tut es das nicht).
Fazit: Ein Text über das Lesen, das Denken – und das Abweichen
Dieser Text ist:
Philosophisch – er stellt erkenntnistheoretische, ontologische und sprachtheoretische Fragen.
Poetisch – nicht durch Reim oder Metrum, sondern durch Rhythmus, Spiel und Klang von Gedanken.
Subversiv – weil er die Grundannahmen von Kommunikation (Frage-Antwort, Linearität, Inhalt) unterwandert.
Ironisch – weil er tut, als sei er eine Antwort, aber sich von der Frage entfernt.